Finanzmanagementstrategien für angehende Unternehmer und Selbstständige

Sein eigener Chef zu sein, bringt viele Vorteile wie Unabhängigkeit und freie Arbeitszeiten mit sich. Die Herausforderungen werden aber oft unterschätzt.

Finanzmanagementstrategien für angehende Unternehmer und Selbstständige

Inhaltsverzeichnis

Sein eigener Chef zu sein, bringt viele Vorteile wie Unabhängigkeit und freie Arbeitszeiten mit sich. Die Herausforderungen werden aber oft unterschätzt. Angehende Unternehmer und Selbstständige sind im Dauereinsatz und vor allem die Gründungsphase erfordert das Investieren von sehr viel Zeit und Ressourcen. Nicht zu vergessen ist dabei das Finanzmanagement, mit dem man sich von Anfang an auseinandersetzen muss, um eine solide Basis für den späteren Erfolg zu schaffen. 

Langfristige Liquiditätsplanung durchführen

Ob Einzelunternehmer, Franchisenehmer oder Großkonzern – die Liquidität ist für jedes Unternehmen ein besonders wichtiges Thema. Wenn keine Geldmittel zur Verfügung stehen, kann über kurz oder lang die Insolvenz drohen. Daher braucht es von Beginn an eine langfristige Liquiditätsplanung, sonst besteht die Gefahr, dass auch ein kurzzeitiger Erfolg nicht ausreicht. Derartige Planung ist in einem großen Unternehmen sehr aufwändig, wenn man sich aber selbstständig macht, hält sich der Aufwand zumindest zu Beginn in Grenzen. Im Allgemeinen geht es darum, alle Zahlungsströme möglichst übersichtlich darzustellen und so einen exakten Überblick über die Einnahmen und Ausgaben zu bekommen. Liquiditätsplanung läuft dabei immer parallel zu allen Ver- und Einkäufen, denn die einzelnen Variablen lassen sich nicht von Beginn an bestimmen und kontrollieren. Dabei ist es wichtig, die Einnahmen und Ausgaben sorgfältig und termingenau zu datieren. 

Die Liquiditätsplanung ist vor allem für all jene wichtig, die auf Lieferanten und Lieferketten angewiesen sind. Dazu zählen zum Beispiel Handwerker oder kleinere B2B Unternehmen. Hier muss viel im Voraus bestellt werden, es finden also große Ausgaben statt und man muss im Notfall darauf vorbereitet sein, dass die Zahlung des Kunden sich verspätet. Das darf natürlich nicht der Regelfall sein, das Unternehmen sollte aber auf derartige Szenarien vorbereitet sein. Es müssen deshalb ausreichend Ressourcen gespart werden, damit kein Risiko der Insolvenz droht, sobald nicht alles nach dem eigenen finanziellen Plan läuft. 

Gerade das sollte man bei der Liquiditätsplanung nicht aus den Augen verlieren: Es handelt sich lediglich um eine Einschätzung und nicht um fixe Zahlen. Deshalb ist es wichtig, die Prognose regelmäßig mit den tatsächlichen Finanzströmen abzugleichen. Nur so können Unternehmer sicherstellen, dass die aufgestellte Liquiditätsplanung noch aktuell ist. Wenn nötig, können dann Anpassungen vorgenommen werden. Wenn man sich das ganze Jahr über auf die Planung verlässt, können weder die eigenen Angebote noch die Investitionen an den sich stetig wandelnden Markt angepasst werden. 

Berufliches von Privatem trennen

Es ist wichtig, dass man trotz aller Leidenschaft und Freude an der Arbeit darauf achtet, dass das eigene Privatleben sich nicht zu sehr mit dem Beruf vermischt. Das gilt zum Beispiel auch im Bezug auf den Umgang mit Finanzen. In Deutschland gibt es zwar keine Pflicht, als Selbstständiger ein getrenntes Konto zu haben, es sollte aber zumindest in Betracht gezogen werden. Ein Geschäftskonto ermöglicht es, einen Überblick über die eigenen Einnahmen zu haben, ohne dabei von persönlichen Finanzen verwirrt zu werden. Das führt zu weniger Missverständnissen und erspart auf lange Zeit viel Arbeit. Im Falle einer Prüfung durch das Finanzamt muss dann nicht jede einzelne Buchung genauer erklärt werden. Private Bareinzahlungen können beispielsweise ein heikles Thema werden, wenn ein herkömmliches Girokonto auch für geschäftliche Zwecke genutzt wird.

Ob das Geld dann von einem privaten Kontakt oder einem Kunden stammt, ist schwer nachzuweisen. Bei der Gründung einer Kapitalgesellschaft ist es in Deutschland Pflicht, ein eigenes Geschäftskonto zu eröffnen. Durch die Trennung von privaten und geschäftlichen Finanzen erleichtert man als Selbstständiger oder Freiberufler auch dem Steuerberater die Arbeit. Oft werden Buchungen über eine Buchhaltungssoftware direkt an den Steuerberater weitergegeben. Wer diesen Weg nutzen möchte, muss die eigenen Finanzen klar von den geschäftlichen Ausgaben getrennt halten.

Investitionen planen ist Teil jedes Unternehmens

Kaum ein Unternehmen kommt heutzutage noch ohne Investitionen aus. Vom Marketing über die Produktentwicklung bis hin zum Bau eines eigenen Büro- oder Produktionsstandortes sind die Möglichkeiten verschieden. Unabhängig davon, ob es sich um eine kleine oder große Investition handelt, der erste Schritt liegt immer in der Planung. Als besonders hilfreich erweisen sich hier Finanzplan-Tools. Eine solche Software verschafft Unternehmern einen Überblick über alle aktuellen Investitionen, kann automatisch die Abschreibung berechnen und in einigen Fällen sogar den ROI prognostizieren. 

Investitionen können aber auch in Hinblick auf die Steuerlast getätigt werden. Damit der Gewinn am Ende eines Geschäftsjahres gesenkt wird, investieren viele Unternehmer zuvor noch in geringwertige Wirtschaftsgüter. Ob diese Investitionen notwendig sind, hängt aber immer vom Erfolg während des Geschäftsjahres ab. Ist der Gewinn ohnehin relativ niedrig oder wurde vielleicht sogar ein Verlust eingefahren, müssen vor dem Abschluss des Geschäftsjahres keine weiteren Investitionen getätigt werden. Vor allem in der Gründungsphase kann eine größere Investition aber auch einschüchternd sein. Viele Selbstständige und Unternehmer sind anfangs auf Unternehmenskredite angewiesen. Wer privat bislang nur vom Ersparten gelebt hat, kann sich vor den Investitionen scheuen. Hier hilft in der Regel ein ausführliches Gespräch mit dem Steuerberater, der meist auch über diverse Praxistipps verfügt und diese gerne mit seinen Klienten teilt. 

An Versicherungen sollte nicht gespart werden 

Selbstständige und Unternehmer in Deutschland müssen mit einigen fixen Kostenstellen rechnen, die im Angestelltenverhältnis so nicht anfallen. Während die Kranken- und Unfallversicherung gesetzlich vorgeschrieben sind, kann die Rentenversicherung freiwillig abgeschlossen werden. Vor allem nach der Gründung ist die Verlockung groß, möglichst viel Geld zu sparen und diese Versicherung nicht in Anspruch zu nehmen. Wenn die Einnahmen noch gering sind, lässt sich bei der freiwilligen Rentenversicherung einfach sparen - man kann jedoch nicht wissen, wie schnell man diese benötigt. Läuft das Unternehmen nicht wie geplant an, kann sich schnell ein Teufelskreis entwickeln. Dann wird der Abschluss der Rentenversicherung aufgeschoben und irgendwann droht dann vielleicht sogar die Altersarmut. Auch eine Berufshaftpflicht ist für Selbstständige oft empfehlenswert. Beratungsfehler oder Klagen wegen einer Copyrightverletzung können junge Unternehmer schnell einmal in eine finanzielle Krise stürzen. Die Berufshaftpflicht greift genau in solchen Fällen und schützt dabei vor hohen und unerwarteten Kosten.

Rücklagen für schlechte Zeiten bilden

In einer Selbstständigkeit wird es immer Jahre geben, in denen der finanzielle Erfolg etwas ausbleibt. Das kann in einigen Fällen selbstverschuldet sein, wenn beispielsweise nicht in Neukundengewinnung investiert wird. Oft ist man als einfacher Unternehmer aber auch machtlos gegen eine zurückgehende Wirtschaft oder eine steigende Inflation. Daher ist es wichtig, in erfolgreichen Zeiten Rücklagen zu bilden. Mit einer ausgewogenen Strategie zwischen Neuinvestition und frei verfügbarem Kapital lässt sich die Liquidität auch in schlechteren Zeiten sichern. Dann müssen sich Selbstständige keine Sorgen machen, wenn ein wichtiger Kunde abspringt und es bleibt genügend Zeit, um neue Partner zu finden. 


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