Unternehmensnachfolge als Alternative
Als Alternative zur klassischen Existenzgründung kannst du eine Unternehmensnachfolge eines bestehenden Betriebs in Erwägung ziehen. Der Vorteil liegt darin, dass du hier bereits bestehende Unternehmensstrukturen übernehmen kannst. Zudem ist die Weiterführung eines Unternehmens wesentlich einfacher als der Aufbau eines komplett neuen.
Auch die Vertriebskanäle sind bereits eingerichtet und es gibt einen Kundenstamm. Hier fällt außerdem die Bekanntheit des Unternehmens vor Ort ins Gewicht. Dazu übernimmt der Nachfolger meist gut geschultes Personal und verfügt über aussagekräftiges Datenmaterial aus der Vergangenheit des Unternehmens.
Was ist eine Unternehmensnachfolge?
Definition Unternehmensnachfolge:
Die Unternehmensnachfolge bezeichnet die Übergabe eines Unternehmens durch den Verkauf, durch Erbschaft oder aufgrund eines Generationenwechsels innerhalb der Unternehmerfamilie.
Die Unternehmensnachfolge ist eine komplexe Angelegenheit. Viele Unternehmer stehen irgendwann einmal vor der Entscheidung, ihren Betrieben an einen Nachfolger zu übergeben. Das können unterschiedliche Gründe wie Alter, Krankheit oder familiäre Umstände des Unternehmensinhabers bedingen. Besonders Familienunternehmen müssen dabei auch Pflichtteile für die Erbberechtigten berücksichtigen. Für den Nachfolger stellt die Übernahme eine Existenzgründung dar.
Die Planung der Unternehmensnachfolge
Eine Unternehmensnachfolge sollten die Beteiligten sorgfältig und gewissenhaft planen. Das stellt für den Unternehmer eine große Herausforderung dar - aber auch für denjenigen, der das Unternehmen übernimmt.
Aufgaben für den bisherigen Unternehmer
Bei der Planung der Unternehmensübergabe muss der Inhaber vor allem:
- das Unternehmen für einen möglichen Nachfolger attraktiv machen
- sich um seine Altersvorsorge kümmern
- steuerrechtliche und juristische Rahmenbedingungen beachten
- einen Nachfolger auswählen und diesen wenn möglich einarbeiten
Aufgaben für den Unternehmensnachfolger
Der Unternehmensnachfolger muss sich unter anderem mit diesen Themen auseinandersetzen:
- für die notwendigen Qualifikationen sorgen
- einen Businessplan erstellen
- die Finanzierung sicherstellen
Die Suche nach einem passenden Unternehmen
Wer sich mit der Übernahme eines Unternehmens ernsthaft beschäftigt, muss wissen, welches Unternehmen für ihn am besten geeignet ist. Die Auswahlkriterien sind vielfältig.
Dazu zählen in erster Linie folgende Fragen:
- Die Frage nach der Branche
- Die Standortfrage
- Die Kostenfrage
- Die Frage nach der Unternehmensgröße
Die Branche
Wenn du ein bestehendes Unternehmen übernehmen willst, solltest du bereits über Erfahrungen in der Branche verfügen, in dem das Unternehmen tätig ist. Dafür musst du auch die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören beispielsweise die erforderlichen Meisterprüfungen oder die entsprechende Ausbildung.
Der Standort
Eine weitere Frage stellt sich beim Standort. Soll sich das zu übernehmende Unternehmen in deinem Wohngebiet befinden oder kann es auch außerhalb deines Wohnortes liegen?
Die Kosten und Finanzierung
Zu einem wesentlichen Punkt gehört natürlich die Finanzierungsfrage. Welche finanziellen Mittel sind notwendig, um ein bestehendes Unternehmen überhaupt übernehmen zu können? Damit verbunden ist oft auch die Frage nach der Unternehmensgröße.
Das Unternehmen kennenlernen
Hast du einen geeigneten Betrieb für eine Übernahme gefunden, so musst du dich mit diesem Unternehmen zuerst einmal eingehend auseinandersetzen. Die Übergabe und die Übernahme eines bestehenden Unternehmens stellen auf jeden Fall ein gemeinschaftliches Projekt zwischen dem Übergebenden und dem Übernehmer dar. Dies ist ein Prozess, der eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Dabei sollte man vor allem folgende Dinge klären:
- Übertragungsprozess
Wie gestaltet sich die konkrete Übergabe des Unternehmens? Am besten ist es, wenn dem neuen Inhaber eine Einarbeitungszeit zur Verfügung steht. Auch das Know-how kann dabei vermittelt werden und der “Junior” lernt dabei alle Arbeitsabläufe und Kompetenzbereiche kennen. - Übertragungsmodalitäten
Während dieser Zeit können zudem alle Modalitäten geklärt werden, die für die Übertragung eine Rolle spielen. Dazu zählen die Bestimmung des Unternehmenswertes, die Kosten, die Zahlungsmodalitäten und welche Bedeutung die Rechtsform des Unternehmens bei der Übertragung hat. Auch steuerrechtliche Aspekte finden dabei Beachtung.
Die Festlegung des Kaufpreises in der Unternehmensnachfolge
Der Kaufpreis ist nicht nur für den Nachfolger ein wichtiges Argument, sondern auch für den übergebenden Unternehmer. Wer aus Altersgründen sein Unternehmen einem Nachfolger übergeben will, muss schon vorher für eine entsprechende Altersvorsorge Vorkehrungen getroffen haben. Im besten Fall ergänzt der Erlös aus dem Verkauf des Unternehmens diese Altersvorsorge lediglich.
Der Kaufpreis kann dann entweder als Einmalzahlung geleistet werden oder in Form von regelmäßigen Raten. Die Leistung des Kaufpreises darf allerdings nicht den Fortbestand des Unternehmens gefährden. Das Unternehmen kann in unterschiedlicher Weise an einen Nachfolger übertragen werden:
- Verkauf mittels Einmalzahlung
- Verkauf auf Raten
- Verkauf in Form einer Rente
- Verpachtung des Unternehmens
Die Haftung
Beim Verkauf eines Unternehmens an einen Nachfolger stehen vor allem die Haftungsrisiken im Vordergrund. Bei Kapitalgesellschaften wie einer GmbH oder einer AG sowie einer KG ist der Verkauf auf die jeweiligen Anteile ausgerichtet. Die Haftungsrisiken unterteilen sich dabei auf folgende Punkte:
- Haftung für nicht eingezahlte GmbH-Anteile
- Haftung gegen Gläubiger
- Haftung bei der Übernahme des Firmennamens
- Haftung für Steuerlast
- Haftung für Lohn- und Gehaltszahlungen
- Haftung für Garantieleistungen
Der Ablauf der Unternehmensübergabe
Eine klassische Übergabe im Rahmen einer Unternehmensnachfolge erfolgt in der Regel in drei Schritten.
- Planung der Übergabe
- Konkrete Vertragsverhandlungen
- Abschluss des Vertrags
Planungsphase
In dieser Phase unterscheidet der Unternehmer über die Nachfolge. Sie kann innerhalb der Familie erfolgen oder durch einen Verkauf, eine Verpachtung oder in Form einer Rente. In manchen Fällen kann auch eine Schenkung vorteilhaft sein. Mit dem Nachfolger klärt der Unternehmer zudem alle Ziele, wie den Erhalt von Arbeitsplätzen oder die Weiterführung des Firmennamens.
Verhandlungsphase
Dabei fixieren die Vertragspartner den genaue Zeitpunkt der Übergabe und definieren den Wert des Unternehmens. Der Unternehmensnachfolger muss sich um die Aufbringung der notwendigen finanziellen Mittel kümmern und diese sicherstellen. Außerdem klären Unternehmer und Nachfolger alle vertraglichen Details.
Vertragsabschluss
Zum Schluss findet die Unterzeichnung des Vertrags statt. Der Nachfolger tritt nun als neuer Eigentümer des Unternehmens auf.
Fazit
Eine Unternehmensnachfolge bedarf sorgfältiger Planung und Vorbereitung. Sowohl der ehemalige Unternehmer als auch der neue Inhaber müssen sich dabei eingehend mit allen betriebswirtschaftlichen und juristischen Fragen auseinandersetzen, die mit der Betriebsübergabe verbunden sind.
Während für den Neuling die Finanzierung der Übernahme sowie die Deckung von laufenden Kosten wichtige Faktoren darstellen, sind es für den übergebenden Unternehmer die Themen Altersvorsorge, die Organisation des persönlichen Rückzugs und die gewissenhafte Auswahl des Nachfolgers.