Autor: Roul Radeke
Veröffentlicht am: 24.06.2022
Das Risiko einer Franchise-Selbstständigkeit ist geringer einzuschätzen - im Vergleich zu einer individuellen Gründung. Das liegt an der schon bekannten Franchise-Marke und dem erprobten Geschäftskonzept. Aber ein Franchisenehmer ist Unternehmer, der das alleinige Risiko trägt.
Das Franchising ist ein Sonderfall der Existenzgründung; es steht in dem Ruf, eine sichere Variante zu sein, also eine geringe Quote an gescheiterten Existenzgründern aufzuweisen. Dennoch sollte sich jeder Existenzgründer mit den Risiken vertraut machen, die im Franchising liegen können.
Das Franchising ist eine Form der Existenzgründung, die immer mehr an Nachfrage und Bedeutung erlangt. In Deutschland sind knapp 2.000 Franchise- und Lizenzsysteme im Einsatz und jährlich kommen neue hinzu.
Von den Existenzgründern, die in das Franchising einsteigen, scheitern 13 Prozent innerhalb der ersten vier Jahre. Das Scheitern der Franchiseunternehmer hat unterschiedliche Gründe: Eine Ursache ist im mangelnden kaufmännischen Wissen zu finden. Aber auch die Tragfähigkeit des eigentlichen Geschäftsmodells eines Franchisegebers kann den Erfolg des Gründungsvorhabens im Franchising gefährden.
Wo ein Franchise-System Hilfe bietet und Risiken minimiert
Die größte Hilfe bietet ein Franchise-System dem Franchisenehmer als Existenzgründer, wenn es ausgefeilt, am Markt bewährt und vor allem seriös ist. Dann steigt er in ein durchdachtes Konzept ein. Er kann sich von Beginn an auf die Bewältigung des Tagesgeschäftes konzentrieren, ohne sich um die Entwicklung der Produkte oder Dienstleistungen kümmern zu müssen.
Der Franchisenehmer profitiert auch von den Skaleneffekten der größeren Franchise-Organisation. Er kann die Synergien und die Einkaufsvorteile nutzen. Eine bekannte, gut eingeführte Marke entwickelt bei den Kunden eine Sogwirkung und verschafft so dem Franchisenehmer Wettbewerbsvorteile gegenüber der örtlichen Konkurrenz. Da der Franchisegeber für die betriebliche Fortbildung sorgt und auch bei der Klärung von Einzelfragen zur Verfügung steht, ist auch das Wissensmanagement gesichert.
Eine Franchise-Gründung bleibt eine Existenzgründung
Wenn ein Existenzgründer sich als Franchisenehmer selbstständig machen will, durchläuft er alle Stadien der Existenzgründung wie jeder andere Jungunternehmer auch. Als erstes benötigt er eine Geschäftsidee, die er in ein Geschäftsmodell umsetzen kann. Daraus entwickelt er seinen Businessplan, in dem alle Fragen zu den Produkten, der Herstellung und des Verkaufs beschrieben werden, um nur einige zu nennen. Daneben analysiert er seine persönlichen Stärken und Schwächen, um sein Unternehmerprofil zu erkennen. Wichtig ist vor allem die Finanzierung seines Startups und die Beschaffung des Gründungskapitals.
Ein gründender Franchisenehmer geht genauso vor. Er sucht zu seiner Idee das passende Franchise-System. Sein Vorteil als Franchisenehmer gegenüber dem normalen Existenzgründer besteht in diesem Zusammenhang insbesondere darin, dass er in ein bereits erprobtes Unternehmenskonzept eintritt. Darüber hinaus profitieren Franchisenehmer von dem Vorteil, ihre persönlichen Schwächen durch die Unterstützung des Franchisegebers ausgleichen zu können, genauso wie von einer zeitlichen Entlastung durch die zentrale Übernahme von Aufgaben aus Werbung, Produktentwicklung oder PR.
In Abhängigkeit vom ausgewählten Franchise-Konzept steigt oder sinkt auch das Risiko der jeweiligen Existenzgründung. Letzteres umso mehr, wenn man sich als Franchisenehmer ein erprobtes und jahrelang mit Erfolg existierendes Konzept aussucht.Der Franchisegeber kann dem Franchisenehmer bei der Beschaffung des erforderlichen Kapitals für die Existenzgründung helfen, indem er sein Konzept für den Businessplan des Existenzgründers zur Verfügung stellt. Der so angefütterte Businessplan des Franchisenehmers hat gegenüber den geldgebenden Banken und Investoren eine hohe Überzeugungskraft, insbesondere dann, wenn der Franchisegeber schon zahlreiche andere Franchisenehmer erfolgreich begleitet hat und die so im Businessplan verarbeiteten Aussagen und Zahlen belegbar sind.
Franchise-Nehmer sind selbstständige Unternehmer!
Franchisenehmer sind selbstständige Unternehmer. Damit bleiben die Franchisenehmer für ihre Existenz als Selbstständige selbst verantwortlich. Die Aufnahme in das Franchise-System entbindet sie nicht von dieser Verantwortung. Sie müssen für Umsatz und Gewinn ihrer Filiale sorgen. Auch wenn der Franchisegeber dabei unterstützt, so ist die Finanzierung ihrer Existenzgründung ihre Sache – so wie bei jedem anderen Existenzgründer auch.
Die Franchisenehmer erhalten vom Franchisegeber Zugang zu seinem Franchise-System. Sie brauchen sich mit dem Marketing oder der Verkaufsförderung nicht zu beschäftigen, sie erhalten die erforderliche Unterstützung aus dem System. Produktqualität und Produktentwicklung hat der Franchisegeber zu gewährleisten. Damit er dazu in der Lage ist, müssen die Franchisenehmer ihren vertraglichen Pflichten wie Zahlung der Gebühren, Führung des Betriebes oder Abgabe von Informationen nachkommen.
Das Risiko der Franchisenehmer setzt bereits vor Unterzeichnung des Vertrages ein. Es besteht in der Auswahl des passenden Franchise-Systems, in dem Abschluss eines ausgewogenen Franchise-Vertrages und im Existenzrisiko eines jeden Unternehmers.
Fazit
Franchisenehmer sind mit dem Abschluss des Franchise-Vertrages ganz normale Existenzgründer und bleiben bis zum Ablauf selbstständige Unternehmer. Sie unterscheiden sich von anderen Jungunternehmern dadurch, dass sie in Teilen durch den Franchisegeber entlastet werden, insbesondere in den Bereichen Produktentwicklung oder auch Marketing. Gleiches gilt auch in Bezug auf die Geschäftsidee – schließlich setzen die Franchisenehmer auf ein bereits erprobtes Geschäftsmodell. Dies birgt für viele Existenzgründer Chancen. Ihr Risiko besteht insbesondere in der passenden Auswahl des Franchise-Systems und im üblichen Existenzrisiko eines Unternehmers.