Autor: FranchisePORTAL-Redaktion
Zuletzt aktualisiert am: 12.11.2024
Die Finanzierung der Gründungsphase ist für Franchisenehmer ein elementarer Baustein zum Erfolg. Nachdem der Kapitalbedarf für den Start mit Hilfe von Fremdkapital, Eigenkapital, Fördermitteln und Co. gedeckt ist, verlieren jedoch viele Existenzgründer ihre Finanzen aus den Augen. Was fehlt, ist ein langfristiger Liquiditätsplan, der die Zahlungsfähigkeit weit über die Eröffnungsfeier hinaus sicherstellt. Tipps für einen dauerhaft liquiden Betrieb hier zum Nachlesen. Darüber hinaus Informatives für eine möglichst realistische Rentabilitätsvorschau.
Der Liquiditätsplan – Grundlage für Transparenz
Können Unternehmen ihre Verbindlichkeiten pünktlich zahlen, gelten sie als liquide. Viele Gründer und Jungunternehmer vernachlässigen ihre Liquidität jedoch aufgrund ihrer zahlreichen Aufgaben nach der Gründung und geraten schnell in finanzielle Schieflage. Um eine potenzielle Zahlungsunfähigkeit frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können, braucht es eine kontinuierliche Überwachung der Finanzen. Ein monatlicher Liquiditätsplan ist hierfür ideal, weil dabei Liquiditätsreserven ebenso erkennbar werden wie finanzielle Engpässe. Ein derartiger Plan beziehungsweise die Berechnung der Liquiditätsreserve sollte folgende Posten umfassen:
Finanzmittel + Liquiditätsreserve (Vormonat) + Netto-Einnahmen aus dem Umsatz = x
Von Summe x wird Folgendes subtrahiert:
- Fixkosten (ohne Abschreibungen)
- variable Kosten
- Investitionen
- Gründungskosten
- Warenerstausstattung
- Steuern (z. B Einkommensteuer, Gewerbesteuer)
- Tilgungsraten
= daraus ergibt sich die Liquiditätsreserve (Liquiditätsvorschau)
Bei den monatlichen Liquiditätsplänen müssen mögliche Schwankungen durch Faktoren wie Zahlungsziele, saisonbedingte Einbußen bei den Einnahmen und allgemein umsatzschwache Phasen berücksichtigt werden, die sich beispielsweise durch Urlaub oder Jahreszeiten ergeben können. Keinesfalls dürfen Gründer die errechnete Liquiditätsvorschau mit dem Reingewinn vor Steuern verwechseln. Letzterer wird mit einer Rentabilitätsvorschau kalkuliert.
Unnötiges identifizieren und an den richtigen Stellschrauben drehen
Um die Liquidität zu optimieren, sollten Franchisenehmer alle nötigen Schritte unternehmen. Eine wirksame Maßnahme ist die Senkung der Ausgaben auf ein Minimum. Allerdings sollte hier zwischen Investitionen, die der Wettbewerbsfähigkeit zugutekommen, und allgemeinen Kosten unterschieden werden, die keinen wertschöpfenden Einfluss haben. Kosten für Strom, Kontoführung, Mobilfunk, Büromöbel und Ähnliches beeinflussen die Wertschöpfung beispielsweise nicht direkt. Investitionen in Produktentwicklung, Produktverpackung und dessen Vermarktung hingegen schon, weshalb Einsparungen hier negative Auswirkungen haben können.
Das Sparpotenzial in Bereichen wie Energie, Konten, Kommunikation und Büromobiliar sollte hingegen voll ausgeschöpft werden, um die Liquidität positiv zu prägen. Wie Gründer bei Energie und Büro sparen können, wurde in diesem Ratgeber für Franchise-Interessierte bereits erläutert. Bei der Wahl der Geschäftskonten ist das Gegenüberstellen mehrerer Angebote sinnvoll, um die jeweils günstigsten Optionen zu ermitteln. Je nach Franchisesystem und dem damit verbundenen Kerngeschäft, kann es sich dabei lohnen, nicht nur Angebote klassischer Kreditinstitute mit Filialnetz einzubeziehen, sondern auch digitale Anbieter. Die Gebühren für Kontoführung, Transaktionen und Onlinebanking sind hier oft besonders günstig oder gar kostenlos. Der transparente Geschäftskonto Vergleich erleichtert die Recherche nach geeigneten Kontomodellen. Anhand der individuellen Voraussetzungen wie regelmäßiger Geldeingang, beleglose sowie beleghafte Buchungen sowie Unternehmensart lässt sich gezielt nach passenden Konten suchen. Allein mit dem Wechsel zu einer günstigeren Onlinebank können Existenzgründer mehrere hundert Euro im Monat sparen, die stattdessen für wichtigere Investitionen zur Verfügung stehen oder die Liquiditätsreserve erhöhen.
Auch im Bereich der Kommunikation ergeben sich immense Beträge, wenn günstigere Lösungen gewählt werden. Dabei stellt sich unter anderem bei Mobilgeräten die Frage, ob es stets das neueste Flaggschiff von Apple, Samsung und Co. sein muss oder wesentlich preiswertere Vorgänger-Modelle genügen. Auch die Vertragsgestaltung will bei Mobilfunk, Festnetz und Internet wohlüberlegt sein. Ein sorgsamer Vergleich zwischen Telekom, Vodafone, O2 und Co. ist ein Muss. Im Bereich Mobilfunk sollten unter anderem folgende Extras auf Notwendigkeit beziehungsweise die damit einhergehenden Kosten geprüft werden:
- Geschäftstaugliches Datenvolumen
- Netzabdeckung bundesweit
- Auslandsflatrates
- Zusätzliche SIM-Karten
- Austauschservice für Hardware
- Rufnummernmitnahme
- Angebote für Telefonkonferenzen
Die Rentabilitätsvorschau – Kosten decken und Rücklagen bilden
Um Kosten, Umsatz und Gewinn transparent abzubilden und zu klären, welcher Umsatz für einen rentablen Betrieb erzielt werden muss, gilt es eine Rentabilitätsberechnung vorzunehmen. Viele Gründer haben damit ihre Probleme, weil hierfür zukünftige Zahlen nötig sind. Da es bei dieser Kalkulation jedoch in erster Linie darum geht, die notwendigen Einnahmen zu berechnen, um die Kosten zu decken, ist es weniger schwierig als angenommen. Ein Berechnungsbeispiel:
(Reingewinn (notwendig) + Fixkosten (notwendig)) x 100) / Handelsspanne
Die Summe aus dieser Berechnung ergibt den erforderlichen Umsatz, um rentabel zu wirtschaften. Der notwendige Reingewinn (Unternehmerlohn) ergibt sich aus den privaten Kosten des Gründers pro Jahr und muss sowohl die jährliche Einkommensteuer als auch die privaten Vorsorgeaufwendungen umfassen. Die Handelsspanne wird in Prozent angegeben und stimmt mit dem Rohertrag (Umsatzerlöse – Wareneinsatz) überein. Die Berechnung könnte in der Realität beispielsweise folgendermaßen aussehen:
((35.000 Euro + 50.000) x 100) / 48
Das Ergebnis würde in diesem Beispiel bei etwa 177.000 Euro liegen, die ein Betrieb pro Jahr zur Kostendeckung erwirtschaften müsste. Gründer, die sich dieser Summe bewusst sind und gleichzeitig mit einem Liquiditätsplan arbeiten, gewinnen Planungssicherheit und wertvolle Transparenz in ihren Zahlen. Auch die Berechnung eines angemessenen Unternehmerlohns gelingt einfacher und das Risiko für unüberlegte Ausgaben sinkt.
Präzise Zahlen sind ein Muss
Bei der Aufstellung einer Rentabilitätsvorschau gilt es die fixen Kosten des Betriebs sorgfältig aufzuführen. Während bei den Personalkosten beispielsweise keinesfalls Ausgaben wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Fortbildungen vernachlässigt werden dürfen, müssen bei Mietkosten auch Ausgaben für Reinigung, Instandhaltung, Hausmeister und sonstige Kosten berücksichtigt werden. Die Verwaltungskosten umfassen wiederum Telefon, Fax und Mobilfunk sowie Porto, Bürobedarf, Buchhaltung, Reparaturkosten und vieles mehr. Nicht weniger umfassend ist der Bereich Versicherungen, Gebühren und Beiträge – die Ausgaben reichen von Policen für Betriebshaftpflicht, Betriebsausfall und Rechtsschutz über GEMA und Verbandsbeiträge bis zu Kammerbeiträgen. Außerdem dürfen bei der Rentabilitätsvorschau diese Kosten keinesfalls fehlen:
- Werbekosten
- Fuhrpark
- Geschäftsreisen
- Leasing
- Kreditbeschaffung
- Abschreibungen
- Rechtsberatung
Die Auflistung sämtlicher Posten beugt Lücken in der Rentabilitätsberechnung vor und kann ebenso wie der Liquiditätsplan dazu dienen, unnötige Kostentreiber zu identifizieren. Alles, was sich vor Aufnahme des Tagesgeschäfts nicht eindeutig berechnen lässt, kann jedoch zumindest realitätsnah geplant werden wie beispielsweise die Miete anhand des gewerblichen Mietspiegels. Sich allein an durchschnittlichen Werten aus allgemeinen Statistiken zu orientieren, könnte hingegen fatale Folgen haben und sollte von Gründern vermieden werden. Je branchenspezifischer und individueller die Zahlen, desto aussagekräftiger die Ergebnisse.
Details zur Rentabilitätsvorschau im Existenzgründerportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Kalkulieren und Transparenz gewinnen
Im Idealfall bleibt am Ende des Monats Geld übrig, um ausreichend hohe Rücklagen zu bilden. Diese können dann für Investitionen verwendet werden und die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Um diese Idealvorstellung Realität werden zu lassen, ist das kontinuierliche Kontrollieren der Finanzen unverzichtbar.
Das Rechnungswesen darf als Werkzeug keinesfalls unterschätzt werden. Schließlich liefert es viele wertvolle Informationen für eine solide Finanzplanung. Gründer, die diese Daten stets im Blick behalten, erkennen potenzielle Engpässe rechtzeitig und können gleichzeitig Investitionen tätigen, ohne unnötige Risiken einzugehen.
Tipp: Viele Franchisenehmer machen den Fehler und analysieren ihre Betriebszahlen nicht oder nur oberflächlich. Doch genau diese Analyse ist eine der entscheidenden Kernaufgaben von Gründern – auch innerhalb eines erfolgsversprechenden Franchisesystems. Auf die intensive Beschäftigung mit den Zahlen darf nicht aus Zeitmangel verzichtet werden. Mangelt es an Freiräumen für diese Tätigkeit, müssen andere Aufgaben delegiert werden, die keinen derartigen Einfluss auf den unternehmerischen Erfolg haben.
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