Kaufmännische Grundkenntnisse für Franchisenehmer

Sich als Franchisenehmer dem Aufbau eines eigenen Geschäfts zu widmen, hat den Vorteil, dass es ein bewährtes Konzept gibt und die Tragfähigkeit bereits mehrfach erwiesen ist. Trotzdem geht es nicht ohne Vorkenntnisse aus Wirtschaft und Recht. Welche Kenntnisse sind gefragt?

Kaufmännische Grundkenntnisse für Franchisenehmer

Sich als Franchisenehmer dem Aufbau eines eigenen Geschäfts zu widmen, hat den Vorteil, dass es ein bewährtes Konzept gibt und die Tragfähigkeit bereits mehrfach erwiesen ist. Trotzdem geht es nicht ohne Vorkenntnisse aus Wirtschaft und Recht. Welche Kenntnisse sind gefragt? 

Die Kenntnisse im Überblick 

Die kaufmännischen Kenntnisse gliedern sich in mehrere Bereiche auf. Neben Betriebswirtschaft, werden die Organisation des Büros, die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung und der rechtliche Bereich inklusive Steuern von Belang sein.

Betriebswirtschaft

Der kaufmännische Bereich ist vielseitig, was die zahlreichen spezifischen kaufmännischen Ausbildungsberufe bereits zeigen. Der Franchisenehmer muss neben den Branchenkenntnissen in denen er aktiv werden möchte, in jedem Fall die wesentlichen Abläufe im Rechnungs- und Personalwesen überblicken. Fehlende Kenntnisse können sich zum Beispiel in einer Weiterbildung im Bereich der Wirtschaft und Verwaltung angeeignet werden

Natürlich können diverse Aufgaben auch ausgelagert werden. Doch Geschäftsführer zeichnen für alles ab und tragen die Verantwortung. Wer sich mit Steuern nicht auskennt und einem Steuerberater blind vertraut, kann nicht kontrollieren und bewerten wie kompetent dieser wirklich ist. 

Zu den kaufmännischen Bereichen in einem Unternehmen gehören u.a.: 

  • Personalwesen von Rekrutierung bis Lohnabrechnung 
  • Rechnungswesen und Buchhaltung 
  • Bilanzierung 
  • Einkauf 
  • Verkauf 
  • Marketing 
  • Logistik und Lagerhaltung 
  • Vertragswesen 

Franchisenehmer können in der Regel auf Unterstützung durch den Franchisegeber oder ein Franchisenehmernetzwerk hoffen, doch auch hier gilt, dass ein Grundverständnis für Dokumente, Verträge und Vorgänge vorhanden sein muss, um die volle Verantwortung übernehmen zu können. 

Büroorganisation und EDV 

Wer sich von Anfang an feste Strukturen anlegt und Arbeitsabläufe plant, wird langfristig effizienter arbeiten können. Die Basis einer guten Büroorganisation sind gute EDV Kenntnisse, wenigstens im Anwenderbereich. Abgesehen von der Schonung der Umwelt wenn auf Papier verzichtet wird, sind cloudbasierte Anwendungen auch ortsunabhängig nutzbar, so dass Zeitpuffer, die beim Bahnfahren entstehen genutzt werden können.

Moderne Kommunikationsgeräte sollten ebenso beherrscht werden, wie allgemeine Computeranwendungen und die EDV-Systeme des Franchisegebers. Idealerweise wird eine Ordnerstruktur angelegt, die leicht nachvollziehbar ist und in der das Dateimanagement stattfindet. Je besser die Kenntnisse in der Anwendung von Computern und Software sind, desto leichter gehen die Arbeiten von der Hand und desto komfortabler kann die Nutzung erfolgen. Wer hier unsicher ist, sollte Zeit in einen EDV Kurs investieren oder sich Lernvideos im Internet anschauen. 

Recht und Steuern

Das Thema Recht wird schon relevant wenn der Lizenzvertrag vorliegt. Hier wird es ohne fachkundige Unterstützung kaum gehen. Doch letztendlich kosten Anwälte viel Geld und wenn bei jeder betrieblichen Veränderung wie Kündigung, Kooperation mit Subunternehmern ein Anwalt hinzugezogen werden muss, können die Kosten in die Höhe schnellen. 

Das Finanzamt fordert seine Aufmerksamkeit, wenn es um Umsatz- und Vorsteuer geht. Doch auch Gewerbesteuer, bei Immobilien die Grundsteuer usw. sind zu entrichten. Ein Steuerberater nimmt viel Arbeit ab und ist sicher auch bereit, hier mit Informationen zu dienen. Als vorteilhaft kann sich die Mitgliedschaft im Bund der Steuerzahler erweisen. Dieser widmet sich besonders den Belangen von Unternehmen und bereitet sämtliche steuerrelevanten News verständlich auf. Mitglieder bekommen diese kostenfrei im Internet und profitieren davon, dass der Verband Musterklagen führt, wenn Steuerungerechtigkeiten aufgedeckt werden. 

Soft Skills

Sogenannte Soft Skills gehören zwar nicht unbedingt zu den kaufmännischen Kenntnissen, sind aber für die Leitung eines Unternehmens unabdingbar. Hierzu zählen: 

  • Kommunikation 
  • Rhetorik 
  • Empathie 
  • Mitarbeiterführung 
  • Selbstbewusstsein 

Nur wer souverän mit Kunden oder Mitarbeitern umgehen kann und auf Nachfragen oder Probleme angemessen reagiert, kann ein funktionierendes Team aufbauen. Für die Netzwerkarbeit in Wirtschaftsverbänden sind die Soft Skills ebenfalls wichtig. Oft kurbeln professionelle Auftritte bei regionalen Veranstaltungen das Marketing zusätzlich an. Die Unternehmerpersönlichkeit muss sich hier gut selbst verkaufen und dabei authentisch wirken. Dies kann auch durch gezieltes Coaching gelingen, wenn nötig. 

Zur Kommunikation gehören ggf. auch Fremdsprachen. Viele Franchiseunternehmen haben ihren Ursprung im Ausland oder die Mitarbeiter und Kunden sind international aufgestellt. Hier helfen sichere Sprachkenntnisse. 

Unternehmensgründung und Weiterbildung

Franchisenehmer stehen in Sachen Weiterbildung vor zwei Problemen: Sie haben wenig Zeit und Weiterbildungen kosten Geld. Fürs Geld gibt es Lösungen – es gibt viele Seminare, die förderfähig sind. Die Franchisegeber haben zudem oft eigene Akademien die Jungunternehmer auf den Start vorbereiten und weiterbilden. Langfristig können Aufstiegsförderungen wie Bafög oder Stipendium genutzt werden. Eine Gründung aus der Arbeitslosigkeit heraus hat den Vorteil, dass die Arbeitsagentur viele Seminare fördert, indem ein Bildungsgutschein ausgehändigt wird. Bildungsgutscheine können auch für Fachwirtstudiengänge bei Fernakademien genutzt werden. Damit wird auch das Zeitproblem gelöst, denn viele Weiterbildungen werden online angeboten und sind im Fernstudium berufsbegleitend zu absolvieren. Je nach Bildungsdienstleister sind sowohl Zeit wie auch Lernort flexibel, was auch für Franchisenehmer ideal ist. 

Lernen im Alltag - Gründernetzwerke, Apps und Podcasts

Jede Region hat Wirtschaftsverbände, die sich speziell um junge Unternehmer kümmern. Stammtische oder andere Veranstaltungen dienen dem Austausch und engagierte Unternehmer profitieren von den Erfahrungen, die andere aus ihren Fehlern gezogen haben. Die Zusammenarbeit in modernen Coworking Spaces bietet oft ebenfalls sehr guten Support. 

Wer gern Podcasts hört, findet garantiert zu jedem Thema seinen Kanal. Der Vorteil ist der, dass dies im Auto, beim Sport oder in der Badewanne gehört werden kann. Somit wird die knappe Zeit sehr effektiv genutzt. 

Gründernetzwerke sind on- und offline zu finden. In Foren lassen sich viele Antworten finden, die sich Gründern und Franchisenehmern zu Beginn stellen. Natürlich muss hier die Seriosität der Antwort geprüft werden, doch meist ist es sehr ergiebig, zu seinen akuten Problemen Fragen in Foren einzustellen oder sie bei Netzwerktreffen zu diskutieren. 

Apps erlauben virtuelle Stammtische oder vermitteln Wissen. Sprachlern-Apps sind beispielsweise sehr beliebt. Es gibt aber auch Apps zu Wirtschaftsthemen. Fachbücher gibt es inzwischen ebenfalls fast immer digital, so dass es kostengünstige und zeitsparende Wege gibt, sich für die Geschäftsführung fit zu machen und fachlich wie menschlich die Führung zu übernehmen. 

Fazit

Einen Franchisebetrieb zu eröffnen braucht Vorbereitung und Fachkenntnisse. Auch wenn das Konzept bereits vielfach tragfähig war, gehört eine Unternehmerpersönlichkeit dazu, die sich aktiv engagiert. Ein Unternehmen läuft nicht automatisch, selbst wenn ein Konzept gut ist. Fehlende Kenntnisse können berufsbegleitend angeeignet werden. Der Zusammenschluss von Franchisenehmern oder Existenzgründern ist immer hilfreich. Das Engagement in der regionalen Wirtschaft kann Türen öffnen. Je nach Unternehmensidee werden Franchiseunternehmen von konventionellen Klein- und Mittelständischen Unternehmen auch schon mal kritisch gesehen. Vorurteile können am besten im direkten Kontakt ausgeräumt werden.




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